Von Läufern und Teppichen
Hallo, liebe Leser,
manchmal wäre es schon spannend, einen Blick
in die Zukunft werfen zu können. Was da wohl auf uns zukommt? Immerhin ist
vieles von dem, was ich vor einigen Jahren noch für weit entfernte Science
Fiction hielt, heute schon auf dem Weg, in absehbarer Zeit normaler
Bestandteil unseres Alltags zu sein.
Gerade lese ich
beispielsweise, dass deutsche und schottische Wissenschaftler einen neuen
Geschwindigkeitsrekord mit einem zweibeinigen Roboter aufgestellt haben.
Der knapp 23 cm kleine Laufroboter mit dem Namen RunBot schaffte satte 3,5
Beinlängen in der Sekunde, was in etwa 0,8 Meter pro Sekunde entspricht.
Mit dem aufgestellten Weltrekord kommt der RunBot, zumindest was die
relative Geschwindigkeit betrifft, ein Stückchen näher an den Menschen
heran. Abhängig von der Größe des jeweiligen Sprinters liegt der
100-Meter-Sprintrekord allerdings immer noch bei zehn bis zwölf Beinlängen
pro Sekunde (10,23 m/s).
Nun ist ja nicht der Rekord das
Entscheidende, sondern die Tatsache, dass dieses Gerät mit dem Ziel
entwickelt wurde, natürliche Bewegungsabläufe möglichst genau
reproduzieren zu können. RunBot besitzt nur wenige Sensoren und ist darauf
programmiert einen Fuß vor den anderen zu setzen. Kontrolliert wird der
Laufroboter von einem Programm, das natürliches Neuronenverhalten
inklusive dessen Auswirkungen auf Bewegungsreflexe bei Mensch und Tier
imitiert. Damit erhalten die Wissenschaftler natürliche Bewegungsmuster,
die denen des Menschen sehr ähnlich sind.
Wenn diese Technologie
richtig ausgereift ist, sind ungeheure Möglichkeiten für die Anwendungen
denkbar. In anderen Bereichen denkt man schon über das Forschungsstadium
hinaus: Korea beispielsweise plant den Einsatz von Robotern bei Polizei-
und Militäreinsätzen. Eine Machbarkeitsstudie soll laut einem Bericht der
Korea Times nun klären, ob die Roboter technisch und finanziell
realisierbar sind. Im Falle einer positiven Prüfung dürfte dem
Entwicklungs- und Produktionsbeginn der künstlichen Assistenten ab Ende
2007 nichts mehr im Wege stehen.
Konkret sind zwei Robotertypen für
polizeiliche und militärische Einsätze in Planung. Während das eine Modell
vor allem für den nächtlichen Patrouilleneinsatz vorgesehen ist und sogar
in der Lage sein soll, Kriminelle zu verfolgen, ist für das
Kampfrobotermodell eine tierähnliche Körperform mit sechs oder acht Rädern
angedacht. Die Steuerung soll dabei über ein Remote-Control-System oder
über eine robotereigene künstliche Intelligenz erfolgen. Um die
Produktionskosten zu minimieren, werden nur die Bewegungsbefehle
roboterintern verarbeitet und ausgeführt. Die meisten Wahrnehmungs- und
Verarbeitungsprozesse werden über eine kabellose
Hochgeschwindigkeitsverbindung und externe Hard- und Software
ausgeführt.
Abseits des Einsatzes im Rahmen der Sicherheit und
Verteidigung hoffen die Entwickler die technischen Wunderdinger auch an
möglichst viele Interessierte für den Hausgebrauch vermitteln zu können.
Schon Ende dieses Jahres sollen entsprechende Modelle der koreanischen
Bevölkerung als Saubermacher, Kinderunterhalter, Mechanikergehilfen oder
Hausüberwacher unter die Arme greifen. Der Handelspreis soll mit rund 800
bis 1.600 Euro pro Roboter z. B. deutlich unter dem japanischer Produkte
liegen und zu Verkaufszahlen jenseits von 3.000 Einheiten in diesem Jahr
führen, so die Einschätzung des südkoreanischen Ministeriums.
Nun
ja, ob Polizeiroboter wirklich als sinnvolles Forschungsergebnis zu werten
sind? Interessant wird ja auch die Frage, wie es mit der Haftung aussieht,
wenn so ein Gerät im Einsatz eine Fehlfunktion aufweist. Wesentlich
spannender finde ich da den Ansatz aus Japan, Roboter als Altenpfleger
einzusetzen. Das japanische Forschungsinstitut Riken hat dazu einen neuen
humanoiden Roboter entwickelt. Der 100 Kilogramm schwere, künstliche
Altenpfleger, den die Wissenschaftler auf den Namen RI-MAN getauft haben,
misst 158 Zentimeter und soll schon bald in der Lage sein, bis zu 70
Kilogramm schwere Personen aufzuheben oder auch herumzutragen. Darüber
hinaus kann RI-MAN sowohl sehen als auch hören und soll den Forschern
zufolge zwischen acht unterschiedlichen Gerüchen unterscheiden können.
Unterstützung erhalten die japanischen Forscher von der eigenen Regierung,
die angesichts der alternden japanischen Gesellschaft um
Zukunftsperspektiven in der Altenbetreuung bemüht ist.
Der
derzeitige RI-MAN-Prototyp ist in der Lage, bis zu zwölf Kilogramm schwere
Testdummies zu orten, deren Gewicht zu bestimmen sowie diese aufzuheben
und durch den Raum zu tragen. Innerhalb der kommenden fünf Jahre wollen
die Entwickler die Tragkapazität allerdings auf 70 Kilogramm erhöhen, um
die Roboter in der Alten- und Krankenpflege tatsächlich einsatzfähig zu
machen. Eine Vielzahl an Sensoren, die unter einer fünf Millimeter dünnen
Silikonschicht angebracht sind, sorgt darüber hinaus dafür, dass der
Roboter menschlichen Bewegungen mit seinen Augen nachfolgen kann. Weiters
kann der künstliche Humanoid auch die Richtung bestimmen, aus der eine
Stimme im Raum kommt und diverse Gerüche wahrnehmen und
verarbeiten.
Bei uns wird die Roboteranwendung im wahrsten Sinne
des Wortes eher bodennah gehalten. Die Teppichwerke Vorwerk haben
jedenfalls den ersten serienreifen intelligenten Teppichboden vorgestellt,
der anhand integrierter RFID-Chips Roboter steuern kann. Der in
dreijähriger Forschungsarbeit mit Chiphersteller Infineon entwickelte
"smart floor" kann als textiler Unterbelag unter diversen Bodenbelägen
installiert werden. Die auf den elektronischen Chips gespeicherten
Informationen können von RFID-Robotern zur genauen Orientierung genutzt
werden, wenn diese als automatisierte Reinigungstrupps oder
Transporthilfsmittel in Gebäuden in Funktion treten.
Als großer
Vorteil gegenüber herkömmlichen automatisiert agierenden Robotern gilt,
dass ein Großteil der ausgesprochen teuren Orientierungssensorik
ausgelagert werden kann. Grundlage des intelligenten Bodens bildet ein in
Polyestergewebe integriertes Netzwerk aus RFID-Chips. Laut
Herstellerangaben kann dieses beliebig großflächig im Raum verlegt werden.
Jeder Chip lässt sich elektromagnetisch beschreiben und auslesen, die
Energie für diese Vorgänge wird ausschließlich mit dem elektromagnetischen
Impuls des Roboters oder eines Lesegerätes geliefert. Die Datenübertragung
erfolgt drahtlos über eine Distanz von bis zu zehn Zentimetern. Sie
umfasst Standortkoordinaten, Aufgabenstellungen, kann aber auch zu Zwecken
der Qualitätskontrolle verwendet werden.
Nicht spektakulär, aber
immerhin sauber. Wenn man RFID mag....
Mit automatisiertem
Gruß
Torsten
Kieslich
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